(Fotos siehe in gleichnamiger Foto-Galerie) | |
Der Grenzübertritt in die Türkei am
Oster-Sonntag war eine relativ kurze Sache von 1 3/4 Std.
Vier Stationen für Pass- und Fahrzeug-Kontrolle sowie
Zollformalitäten mussten absolviert, aber weder lange
Deklarationen ausgefüllt noch Devisen oder elektronische
Geräte deklariert werden. Ein überaus korrekter Beamter
warf einen kurzen Blick ins Autoinnere und in zwei
Kästchen. Nach dem Carnet de Passage wurde nicht
gefragt, nur für ein Zollformular mit Stempel mussten
wir EUR 9.- bezahlen. In Kesan konnten wir uns einen Halt nicht verkneifen. In einem modernsten Supermarkt vom orangen Riesen, Migros, ergänzten wir unsere Vorräte, erhielten sogar von einer freundlichen Verkäuferin zwei Guetzli als "welcome" offeriert, und kauften eine Flasche des Bergamotte-"Gesüffs", das uns im letzten September auf dem ganzen Segeltörn verfolgt hatte. Dafür mussten wir uns danach sputen bis ans Meer und fanden erst beim Eindunkeln im letzten Tageslicht einen Standplatz ausserhalb Tekirdag. Beim Wasserfüllen an einer der vielen Autobahnraststätten am nächsten Morgen freut man sich an unserem Besuch ihres Landes und verfolgt mit, wie ich die erste Teilroute an unserer Karte am Auto einzeichne. Der Çay (heisser gesüsster Schwarztee, so stark wie ihn unsere Grossmutter Emma immer trank) wird vom Betreiber der "Kantinada" offeriert. |
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Istanbul kündigte sich schon
früh an mit seinen kontroversen Verhältnissen, sei es
an Baulichkeiten oder bei den Einwohnern. Einerseits
sieht man modernste Industriekomplexe, wo sich
anscheinend Architekten noch "verwirklichen"
können, gerade daneben bestehende altmodische
Handwerker-Viertel mit Werkstätten samt der in der Regel
obligatorischen Entsorgungsstellen mit den bis anhin
angefallenen Abfällen, modernste Neubau-Retorten-Orte -
mal im amerikanischen Stil als
Einfamilienhaus-"Compounds" inkl.
Swimming-Pools und alles umfassende Mauer oder aber als
halbe Wolkenkratzer konzipiert, daneben alte
Wohnquartiere, manche halb zerfallen, selten saubern
sondern mit Unrat übersäet wohin man sieht, die hier
typischen Basare im Kontrast mit grossen Einkaufszentren
wie bei uns. Die Bevölkerung ist vielfach modern gekleidet. Bei den Frauen, auch bei den jüngeren, begegnet man aber auch dem strengeren Kleiderkodex: bodenlange gerade, natürlich langärmelige, Mäntel und dazu das obligate Kopftuch, das in speziellen Läden wie ein Modeaccessoire ausgesucht wird. Aeltere Frauen sieht man noch ab und zu komplett von Kopf bis Fuss mit dem schwarzen Umhang verhüllt, der vors Gesicht gehalten wird und nur gerade die Augenpartie frei lässt. Diese Frauen sind dann auch immer zu zweit oder einige Schritte hinter einem Mann unterwegs. Auf dem Lande und vor allem im östlichen Landesteil wird das Tenue dann weniger aufwendig. Vorwiegend sieht man die weiten Pluderhosen. Je kälter die Gegend, desto mehr Schichten trägt man übereinander. Frauen tragen hier auch kaum geschlossene Schuhe, vielmehr Schlapfen, im Ausgleich dafür aber mit dicken Socken. Für die Männer ist ein Anzug und Hemd wichtig, eine Kopfbedeckung wird gern getragen. Die Hose wird je ländlicher desto öfters durch eine männliche Variante von Kegelfängern ersetzt. Dazu kommt im Südosten des Landes auch beim Manne das arabische, um den Kopf geschlungene Tuch. |
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Wir halten heute am Ostermontag
geradewegs auf die Sultanahmet/Blue Mosque zu, müssen
aber irgendwo im Stadtgewimmel von der direkten Route
abweichen und geraten in die nur gut wagenbreiten Gassen
angrenzend zum Basar: Links und rechts Läden voller
Waren, jede Menge Schubkarren, Lieferwagen und Leute
unterwegs zum Ein- und Verkaufen. Da loben wir uns die
gute Manöverier-Fähigkeit unseres Ivecos. Nach
dreimaligen Umfahren der Halbinsel von Alt Istanbul unten
am Wasser in der ganztägigen "rush hour"
finden wir dann mit Glück einen Abstellplatz auf dem
umzäunten Gelände der Maritime-Fähre - 2
Uebernachtungen inkl. Wächter Mustafa und Hund für EUR
15.00 (mangels türkischer Lira). Nun hält uns nichts mehr. Zu Fuss machen wir uns auf, die alten Viertel nach 29 Jahren wieder zu erkunden. Und wer glaubt's, den Pudding Shop - 1975 zentraler Treffpunkt für den Informationsaustausch und den Schwarzmarkt für Devisen für Tramper und Camper unweit der Blauen Moschee exisitert noch, allerdings modernisiert und picco bello sauber! Die Strassenbahn allerdings, die davor hält, gab's damals noch nicht. Sie existiert erst sei 1992. Die Touristen-Info ist keine 100 m weit entfernt, ebenso ein Internet-Café. Es sind zu dieser Jahreszeit nur relativ wenige Touristen unterwegs. Im Basar findet man immer noch dasselbe Angebot: Teppiche, Bekleidung, T-Shirts und Lederwaren in allen Varianten, Schmuck, Silber- und Kupferwaren, und wird da auch angesprochen oder eher schon belästigt.. Den Weg quer durch die Gassen zurück zu unserem Standplatz am Kennedy Caddesi zu finden, ist dann eine andere Sache - das GPS mitzunehmen wäre keine schlechte Idee! Wie Standard-Touristen machen wir am nächsten Morgen um 10.00h mit dem oben offenen Doppelstöcker eine Stadtrundfahrt auch über den Haliç nach Kalaköy. In Taksim machen wir einen Zwischenhalt und Fussbummel und treffen auch hier ein allerdings etwas altmodischeres, dafür feuerrotes Trämli an. Ueber die Atatürk Köprüsü und entlang der alten westlichen Stadtmauer bringt man uns zurück zum Ausgangspunkt Sultanahmet. Zu Fuss strolchen wir dann durch das Gassengewirr, essen in einem kleinen Lokal einen Döner Kebab und finden mit gut Glück gar, was uns an Ausrüstung noch fehlt: einen Trichter zum bessern Dieseleinfüllen, die in der Schweiz nicht mehr zu kaufende Steinschleuder als eventuelle Verteidigung. |
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Wir verlassen Istanbul und damit Europa am Mittwoch über die Bogaçi Brücke. Auf Autobahn kommen wir rasch vorwärts und die Fahrt ist wider Erwarten sehr abwechslungsreich:. In der Umgebung von Gebze viel Schwerindustrie, am Sapanca Gölü vorbei zur Erholung von Lunge und Augen Felder und viele junge, neu aufgeforstete Laubbäume im Frühlingsgrün. Bei Kaynasli gibt's Arbeit für den Fahrer. Ueber den Bolu Dagi Geçidi gibt's nur noch zwei Spuren: Die rechte eine Wellenlandschaft, besetzt mit keuchenden, schwarze Abgase ausstossenden Lastwagen im Schritttempo, die linke für die schnelleren Kleinbusse und PWs. Erst sehen wir nur Schnee auf entfernten Bergkuppen, über den 1'580 m hohen Cankurtaran Geçidi aber liegt er noch links und rechts der Strasse. Die wenigen Dörfer schmiegen sich unauffällig an die Hänge, fallen nur durch das Minarett der Dorfmoschee auf. | |
Ankara ist eine moderne Stadt - nicht zu
vergleichen mit dem chaotischen Istanbul. Da noch ohne
Stadtplan verlieren wir uns erst, landen aber
schliesslich doch im Maltepe-Quartier. Wir
"wohnen" in einer Seitenstrasse unweit der
Touristen-Info, 200 m von Internet-Cafés (aber das
Aufladen von Homepage und Fotogalerie habe ich immer noch
nicht im Griff) und Migros entfernt, und nicht zu
verachten, direkt an der Metro-Station. Die moderne,
saubere Metro bringt uns am nächsten Tag, 15. April, ins
Ulus-Quartier (1 Mio. TL pro Person - gut sFr. 1.-). Der
Billetverkäufer sieht unseren Stadtplan und lässt es
sich nicht nehmen, uns mit Gesten und Fingeraufheben die
Route und das Umsteigen zu erklären. Ueber die Höflich-
und Freundlichkeit der Türken bis anhin sind wir baff
erstaunt. Wann immer wir uns zur Orientierung umsehen,
unser Karte oder Stadtplan aufschlagen, ist jemand zur
Stelle, der uns auch ungefragt Hilfe anbietet, den Weg
weist (auch wenn er/sie die Pläne gar nicht lesen oder
interpretieren kann) oder Auskunft gibt, so dass wir sehr
oft mit Rücksicht auf diese Hilfsbereitschaft erst einen
Bogen in die falsche Richtung schlagen müssen. In der
City wimmelt es von Regierungs- und Amtsgebäuden,
Moscheen und auch ein Kastell über dem Zentrum, die wir
uns alle schenken. Wir bummeln etwas um den Cumhuriyet
Platz herum und durch den Hal, wo wir für den Einkauf
des Jahres tätigen: für mich ein bodenlanges Hemdkleid
und ein Kopftuch dazu, wie es sich für anständige
Frauen im Iran gehört! Sehr beeindruckt sind wir vom Atatürk-Mausoleum, dessen auffallend schlichten Bau, das informative Museum sowie die Aussicht auf die umliegenden Quartiere. Es ziehen sogar Ehrenwachen im Stechschritt auf bei unserem Besuch - weniger wegen uns, als zu Ehren einer offiziellen niederländischen Delegation, die einen Kranz am Mahnmal niederlegen will. Sehr empfehlenswert ist auch der Besuch des 125 m hohe Atakule-Tower im gleichnamigen Shopping Center, allerdings nur mit Goretex-Jacke. Fotografieren von oben ist allerdings verboten, aber bei den herrschenden Windverhältnissen könnte man sowieso kaum den Apparat ruhig halten. Von da aus überblickt man nun wirklich ganz Ankara, das in einer riesigen Talmulde liegt. |